Sonntag, 29. Mai 2016

Marstal und Schweinswale zum zweiten

Als ich am Dienstag den 24. 5. den Hafen Strynø verließ, hatte ich zunächst Æroskøping als nächsten Zielhafen im Sinn. Doch Rasmus schickte mir heute Nordwind um die vier Windstärken. Ich versuchte in der Fahrrinne entlang Richtung Birkholm ein paar Minuten gegen an zu motoren, die Tao stampfte sich in den kurzen Wellen jedoch immer wieder fest und das GPS ging zurück auf 1,5 Knoten. Darauf hatte ich keinen Bock. Ich wollte mich vom Wind treiben lassen, also drehte ich nach Marstal ab. Ich war kurz vor der Hafeneinfahrt, als die Pippi Lotta ein Dreimastschoner aus Kappeln, gerade aus Süd - Ost kommend in den Hafen drehte. Ich stoppte kurz und folgte ihr in den Hafen. Als sie an die Pier kam, sah ich, dass sie sich ein Fender an der Ecke der Pier abriss. Ich sammelte den Dickschiff-fender ein und hing ihn an eine Klampe. Ein Riesenteil. Ich wartete, bis die Pippi Lotta fertig angelegt hat, dann ging Längsseits. Als ich den Fender übergab, wurde ich vom Kapitän zum Kaffee an Bord eingeladen. Ich machte die Tao im Yachthafen fest und lief mit einem Fender von mir, zum Dickschiffanleger. Dort wollte ich nochmal den Größenvergleich dokumentieren.
Nachdem ich meinen Kaffee getrunken habe und ein bisschen mit Hartwig, dem Kapitän geschnackt habe, hat er mich noch durch das Schiff geführt. Im Salon lag noch jemand, der Seekrank wurde und kurierte so langsam. Ich könnte mir vorstellen, dass es mir unter Deck von so einem langsam schwankenden Schiff auch schlecht werden könnte. Bisher ging immer alles gut. Auch auf anderen Schiffen. Nach der Schiffsbesichtigung sah ich mir noch andere Großsegler an. Ein Rahsegler aus Holland legte gerade an. Er hatte eine Schulklasse auf Klassenfahrt an Bord. Dann schaute ich mich noch ein wenig in der Stadt um. Für ein Besuch im Sjøfartsmuseum war es heute zu spät. Dann ging ich noch ein paar Sachen einkaufen und machte mir an Bord etwas zu Essen und ging später nochmal durch den Hafen.











Am nächsten Tag nach dem Frühstück, holte ich den Besuch im Sjøfartsmuseum nach. Über 250 Schiffsmodelle von Schiffen, die einst hier auf der Marstalværft gebaut wurden. Nach Kopenhagen war hier von 1860 bis 1920 die größte Handelsflotte Dänemarks beheimatet oder bereedert. Was zu der Zeit wohl hier abging? Ein Panoramamodell von dem Hafen zu der Zeit, lässt es nur erahnen. Ein tolles Museum, an dem kein Seefahrtsfan vorbeikommt, der einmal den Hafen besucht.





Gegen halb 3 ging es dann weiter. Wenig Wind aus Nord - Ost. Ein wenig segeln, ein wenig motoren, ging es nach Birkholm, einem nur 45m langen und 40m breiten Hafen. Von weiten sah ich schon sehr viele Masten und dachte, dass es eng werden könnte, fand aber noch einen Platz. Im Hafen findet man Strom und ein Seewasser-WC d.h. es wird mit Seewasser gespeist und entwässert aber in eine Klärgrube. Eine Dusche gibt es weiter drinnen auf der Insel. Dort gibt es wohl auch manchmal Brötchen und Eis. Vielleicht später in der Hauptsaison. Das Hafengeld entrichtet man, indem man das Geld, 80,-DKK in meinem Fall, in eine Tüte steckt mit einem Zettel, wo man Bootsname und Länge draufschreibt und in eine Kassette wirft. 
Bei einem schönen Inselspaziergang sah ich 7 Hasen und eine Herde Rinder von der Rasse Dexter, wie mir Peter erzählte. Die Insel ist wunderschön und grün und ziemlich flach. Außer ein paar Quad´s und Treckern gibt es hier keine Autos. Es ist absolut friedlich und ruhig hier. Nur das quaken der Frösche, das Vogelgezwitscher und einem Geräusch, wo ich nicht rausbekam, was es ist. Meistens an den Teichen. Vielleicht gibt es auch Frösche die solche wimmernden Geräusche machen. Keine Ahnung. :D
Als ich zurück kam, mussten wir noch ein Stück zusammen rutschen, da noch ein Holländer in den Hafen kam. Auch er sagte, dass ziemlich viel los sei, für die Zeit. Um 9 machte ich mir dann noch eine schöne Portion Spaghetti mit dem Rest Bärlauchpesto, was ich noch an Bord hatte. Dann ging es in die Koje.






Am nächsten Morgen wurde ich durch klappernde Fallen an den Mast und geweckt und der Wind pfiff durch die Riggs. Ich drehte mich nochmal um und kuschelte mich nochmal in meinen Schlafsack. Nach dem Frühstück rief ich zu Hause an und ließ mir das Wetter von der Norwegischen Wetterapp YR.no durchsagen, da ich hier kein WLAN habe. 4 m/s aus Ost. Also alles bestens. Es flaute auch ein bisschen ab und der Stegnachbar meldete auch 3 Windstärken. 
Also ging es los, Richtung Avernakø. Der Holländer half mir noch beim ablegen, da die Tao doch ziemlich gut eingeparkt war.
Als ich auf Höhe der Hälfte der Insel Drejø war, steuerbord also rechts von mir eine schöne Ankerbucht, sah ich etwas rotes im Meer schwimmen. Ich hielt darauf zu und fischte es auf backbord raus. Es war eine große Plastikschüssel. Sie hatte einen Riss, keine Ahnung, ob sie jemand mit Absicht aussetzte. Neulich erzählte mir jemand auf Strynø, dass er seinen 400€ teuren Spinnakerbaum im Sturm verloren hat. Sowas passiert auch. Kurz nach dem ich den Eimer aus dem Meer gefischt habe, hörte ich ein bekanntes Geräusch. Ein Atmen. Ich sah mich um. Dann sah ich zwei Flossen auftauchen und hörte es wieder. Es waren zwei Schweinswale. Immer und immer wieder tauchten sie neben dem Boot auf. Ich zückte die UWAKA (Unterwasserkamera) und knipste und filmte was das Zeug hielt, ging zum Bug, lehnte mich außerbords, dass ich fast über Bord fiel, ich hab den Selfiestab vergessen, Grrrr…. aber ich hab sie vor die Linse bekommen, geil, geil, geil. Es war toll und mir kamen die Freudentränen. Das war alles so abgefahren und neu für mich. Einfach Hammer!!! Wie ein fettes Dankeschön, dass ich Plastemüll aus ihrem Zuhause entfernt hab. Sie drehten sich auf die Seite und schauten mich an. So kam es mir jedenfalls vor. Es war GENIAL!!!





Ein Stück später segelte ich ein Stück, südlich um Avernakø rum, ein Stück am Wind d.h. zu einem gewissen Winkel gegen den Wind. Da spürt man den Wind wieder mehr, als wenn er von achtern kommt. Macht aber auch Spass, wenn es nich gerade zu sehr weht und eine kurze steile Welle steht.
Ich steuerte in einem weiten Bogen in einer nördlich gelegenen Bucht den kleinen Hafen Avernakø Korshavn an und machte innen, direkt an einer Pier fest, die vor Nordöstlichen Winden durch eine Bretterwand geschützt ist.  Kurz vor mir machte ein Ketsch- getakelter Traditionssegler außen an der nördlichen Pier fest. Nach dem festmachen, machte ich einen großen Strandspaziergang an dem steinigen Strand. Steinstrände finde ich auch irgendwie interessanter. Ich vergesse die Zeit und laufe und halte Ausschau nach schönen Steinen und Treibholz und sammle auch Plastikmüll mit auf, was da nix zu suchen hat. Glücklicherweise finde ich an dem Tag mehr Treibholz als Müll und verstaue einen Beutel voll im Keller…ähm steuerbord achtern in der Backkiste. Der Hafen wirkt total verschlafen. Noch…wird mir erzählt. An den Wochenenden und in der Hauptsaison ist hier die Hölle los und nur noch Boote mit geringem Tiefgang, finden ein Platz im Ufernahen Bereich. Ich bin froh, zu dieser Zeit losgesegelt zu sein. Am Abend koch ich mir noch ein Topf mit Poree, Möhren und Kartoffeleintopf der auch noch für den nächsten Tag reicht.










Nach dem Frühstück und Backschaft (aufwaschen) geht es wieder etwas nach Süd Ost. Fast kein Wind. Trotzdem setze ich immer mal wieder die Segel, auch wenn ich nur wenn überhaupt 1,5 Knoten mache. Egal! Ich bin nicht hier um Meilen zu schrubben! Ab und an werfe ich den Quirl an, aber es nervt. Dann sehe ich steuerbord voraus in nächster Nähe wieder zwei Flossen. Ich stelle sofort den Motor ab und warte. Rolle noch die Genua aus, das Großsegel hatte ich noch oben. Kurze zeit später schnaubt es wieder neben dem Boot. Sie ziehen ihre Runden immer wieder am Boot vorbei. Ich genieße einfach nur und beobachte. Die UWAKA zeigt Schwäche. Das Display und die Linse beschlägt. Anscheinend ist doch irgendwo Wasser reingezogen. Sie geht aber noch.

In Æroskøping  angekommen. mache ich ich eine Hafenrunde und kaufe eine Melone, Brot, Jogurt und Käse im HundeNetto gleich neben dem Hafen. Beim Einlaufen wartete ich ein Weilchen, bis die Fähre an mir vorbeigezogen ist. Mit der will ich mich nicht anlegen. Nach dem Einlaufen nehme ich den Laptop und schreibe an einem Tisch mit Bank an dem Blog. Als mir halb neun zu kalt wird im T-Shirt, gehe ich zum Boot. Mein neuer Bootsnachbar fragt mich, ob ich Lust auf ein Glas Wein habe und lädt mich auf sein Segelboot einem Waarship 740 ein. Ein sehr geräumiges Boot aus Bootsbausperrholz. Gefällt mir sehr gut und wir unterhalten uns gut über´s segeln und er erzählt mir, dass er über den Atlantik und in der Südsee Karibik und Galapagos Inseln gesegelt ist und zeigt mir ein wundervolles Video von dem Trip, mit einer GoPro gefilmt, teilweise an einer Drohne und an einem Drachen befestigt. Der Hammer. Wir haben uns verabredet, morgen zusammen nach Strynø zu segeln, wo an nur wenig Orten in Dänemark, Maibaum setzen gefeiert wird.


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